Warum eigentlich Sardinien?

Zum einen natürlich weil es nahe liegt, im Mittelmeer und natürlich – weil es dort betauchbare Höhle gibt.

Zum anderen wegen meiner großen Klappe. Im Winter 2003 / 2004 lernte ich Toddy in Mexiko kennen und versprach ihm: “Klar komme ich mal vorbei wenn Du dich auf Sardinien selbstständig gemacht hast.” Und so waren wir dann im Mai tatsächlich auf Sardinien. Wer ist wir? Meine Lebensgefährtin Ute und ich. Für mich war klar, dass ich auf Sardinien in die Höhlen gehe, Ute dagegen hatte einige Bedenken, dass sie als Anfänger in einer Tech-Tauch-Basis falsch aufgehoben ist.

Nach einer herrlichen Autofahrt von Olbia entlang der Küste nach Cala Gonone kamen wir dann auch im Hotel und der dort untergebrachten ProTechSardinia Tauchbasis an. Der Empfang war herzlich und schon das Einräumen des “Gerödels” zeigte, dass sich die Jungs dort echt was bei der Einrichtung gedacht hatten. Zwar waren wir zu Beginn der Saison noch die einzigen Gäste und hatten auch schon ein schlechtes Gewissen, weil wir soviel Arbeit für zwei Leutchen gemacht haben, aber das Team hat uns immer das Gefühl vermittelt, daß sie mit uns zum Spaß tauchen gehen. Überhaupt war Spaß neben gut geplanten und durchgeführten Tauchgängen das, was wir am meisten mit dem Team aus Toddy, Patrick und dem “Team Holland”, Martijn, hatten. Martijn war auch derjenige, der sich super um Ute kümmerte, wenn ich mich mit Toddy in den Höhlen rumtrieb. Nicht nur, dass er mit ihr schöne Tauchgänge im Freiwasser machte, auch den Grottenbereich der Höhlen ließen die beiden nicht aus. Und nachdem die geplanten Wracktauchgänge schon anspruchsvoller waren, als es für einen Anfänger mit nicht mal 30 Tauchgängen zu empfehlen ist, trainierten die zwei auch noch Tauchgänge bis 30m, Tarieren und die notwendigen Sicherheitsstops. Alles so erfolgreich, dass wir am letzten Tag gleich 2 super Wracktauchgänge auf je 30m durchführen konnten. Und ich durfte staunen, wie gut jemand mit nur 30 Tauchgängen tarrieren kann.

Die Höhlen Sardiniens brauchen sich nicht zu verstecken. Auch wenn sie dies gerne tun. Vom Meer aus zu erreichen, liegen die meisten Eingänge unter Wasser und man darf sich nicht wundern, wenn man ein Loch in der Küste entdeckt hinter dem eine Höhle steckt, von der bisher noch niemand etwas wusste. Oder wenn die Guides behaupten, es gehe in der Höhle nicht weiter als die Mainline liegt, und es dann doch weitergeht. Generell ist die Küste des Golfo di Orosei eine Oase für die, die gerne Expedition betreiben und nicht alles auf dem Teller serviert bekommen wollen.

Was Dekoration und Formen anbelangt, wird alles geboten was das Herz begehrt. Räume, groß wie ein U-Bahn System in dunklem Braun schlucken so ziemlich alles an Licht was HID liefern kann. Auf der anderen Seite finden sich Gänge in hellem Weiß, bei denen Toddy schonmal schieben darf damit die Doppel-12er samt Taucher auch durchpassen. Beim Anblick der Knochen und Kiefer verirrter Sattelrobben wird einem auch immer wieder bewusst, wie aufmerksam man diese Art des Tauchens betreiben sollte.

Sardinien mit dem Golfo di Orosei braucht sich hinter Mexiko als Mekka der Höhlentaucher nicht zu verstecken. Auch wenn es in Mexiko mehr verleinte Kilometer gibt und die Cenotes immer wieder Juwelen im Dschungel darstellen, Sardinien bietet sicher genauso viele Systeme und Meter wie Yucatan, man muss sie nur finden.

Und das ist für mich schon Grund genug irgendwann wieder hinzufahren. LLL Gregor
Der rostige Doppelachter